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letzte Änderung

10.11.2001

 
LÜBECK

Lübecker Nachrichten  7.6.2001

Wunder in der Manege: Aus wilden Tigern werden Schmusekatzen

Die Zirkus - Premiere von Busch-Roland war, ein “Wunder unter dem Sternenzelt”:

Geschaffen von den Menschen der Manege, ihrem Mut und ihrer Magie.

Von Cosima Künzel

Kinder lieben Computer, Fernsehen, Internet. Kann dagegen so etwas Reales wie die Vorstellung eines Clowns oder eines Artisten noch erfreuen? Nein. Sie kann begeistern - zumindest in der Manege des Circus Busch-Roland. Und nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Zuschauer der Premiere.

 Dabei waren es nicht die Sensationen, die die Augen der Gäste zum Leuchten brachten. Es waren diese winzigen Momente zwischen atemloser Spannung und herzlicher Freude, mit denen die Menschen der Manege das Publikum fast drei Stunden lang beglückten.

 Zum Beispiel der Augenblick, als René Casselly auf den beiden Elefanten durch den roten Vorhang in die Manege preschte und unter dem Raunen der Zuschauer die Show eröffnete. Oder als seine Frau Alexia mit einer Hand auf dem Kopf ihres Mannes und zwei Dickhäutern balancierte.

 Nicht zuvergessen die Pferdedressur, bei der sich so mancher Zuschauer sicherlich gefragt hat: Wie schafft es bloß dieser kleine Mann, das Temperament von sechs großen Schimmeln zu bändigen? In rasantem Galopp flogen die Tiere dicht an den Zuschauern in den Logen vorbei, rammten die Hufe abrupt in den Boden und verließen schließlich mit einer grazilen Pirouette die Manege. Die Kommandos des Trainers waren dabei bestenfalls zu erahnen.

 Aber es drängten sich noch andere Fragen auf: Wie macht der Tier - Trainer Carl Mundeling aus einem Bengaltiger ein Schmusekätzchen? Und wie bewegt man ein Pferd dazu, vor dem Publikum in die Knie zu gehen? Natürlich weiß jeder, dass dazu Zuckerstückchen, jahrelanges Training und wohl auch eine Peitsche gehören. Doch in der Manege scheint das alles mühelos vonstatten zu gehen.

 Fast mühelos, denn es gibt auch die winzigen Momente, in denen ein Tiger zögert oder eine Tasse beim Jonglieren zu Boden fällt. Und gerade diese Sekunden machen den Charme des Zirkus aus. Machen die Show lebendig, die Menschen zu Künstlern und die Dressuren zu Attraktion.

 Doch um Antworten auf die vielen Fragen zu suchen, blieb in dem Programm ohnehin keine Zeit. Rasant wechselten die Darbietungen zwischen der Ästhetik und der Eleganz der lettischen Truppe Ivanov zu den präzisen Jonglagen von Sandra Stipka. Die Wolfs entführten mit Balancen auf der frei stehenden Leiter zu den Anfängen des Zirkus und ernteten für ihre artistische Disziplin wiederholt Szenenapplaus.

 Inmitten der Show aus glitzernden Kostümen, Trommelwirbeln und wild anmutenden Tigern bewegte vor allem der leise und feine Witz des Clowns Vladimir Slobodeniuk die Herzen. Mit einer Mischung aus Slapstick und künstlerischer Komik verstand es Slobodeniuk, die Generationen zu entzücken. Als Spitzenvertreter der jungen russischen Clown - Generation zog der 45-Jährige mit seiner Kunst einen roten Faden durch das Programm und sorgte somit für eine gelungene Variation aus Artistik und Unterhaltung.

 Der Circus Busch-Roland gastiert unter Regie von Direktor Oliver Geier-Busch noch bis Sonntag, 10. Juni, auf dem Volksfestplatz. Die Vorstellungen "Wunder unter dem Sternenzelt" beginnen täglich um 16 Uhr und um 19.30 Uhr, am Sonntag um 15 Uhr und 18 Uhr. Die Eintrittskarten kosten 22 bis 52 Mark, Kinder bis 16 Jahren erhalten Ermäßigung.

 

Wenn die Könige des Dschungels ihre Zähne fletschen, Hallten die Zuschauer den Atem an. Nur das Kommando des norwegischen Tier-Trainers Carl Mundeling kann aus den bengaltigern sanfte Raubkatzen machen. Seine Dressur zählt zu den Höhepunkten des Programms.

Foto Christine Rudolf