Rheinische Post / Solinger Morgenpost vom 2.2.2001
Der Circus Roland-Busch testet sein neues Programm 2001 zuerst am Solinger Publikum
Wie ein Pony edlen Arabern die Schau stiehlt
(RP). Schon seit einigen Tagen steht das schöne rot-blaue Kuppelzelt am Weyersberg. Der Circus Roland-Busch probt ein komplett neues Programm für die Tournee 2001, Start ist in Solingen. Bis auf den letzten Moment trafen die Artisten ein, die Tiger kamen erst wenige Stunden vor der ersten Vorstellung.
Glanzvolle Premiere
Mit einem gut gefüllten Zelt, begeisterten Besuchern und einem Programm der Spitzenklasse waren alle Voraussetzungen für eine glanzvolle Premiere gegeben. Und die begann gleich mit einem artistischen Paukenschlag. Das Tierlehrer-Ehepaar Alexia und Rene Caselli, frisch gebackene Preisträger des Festivals in Monte Carlo, zeigte eine Mixtur aus Tierdressur und Akrobatik auf den Rücken von zwei jungen Elefanten.
Bei ihrem Auftritt nach der Pause sind es dann vier Elefanten in einer harmonischen und humanen Dressur. Hoch oben in der Circuskuppel hängt Alexander Mak in einem Fangstuhl. Seine Partnerin zeigt Pirouetten und Luftakrobatik, abwechselnd mit Nacken und Fuß in einer Schlaufe hängend, zuletzt von ihrem Partner nur mit den Zähnen gehalten.
Weitere artistische Höhepunkte wechseln sich ab, darunter Antipodenspiele mit interessanten Variationen. Der Circus verzichtet auf einen Manegensprecher, das Tempo ist enorm, und alles klappt reibungslos. Busch-Roland ist bekannt um seine guten Clownnummern, jahrelang war die Clownesse Antoschka Star des Programms. In diesem Jahr ist man wieder in Russland fündig geworden.
Der Reprisenclown Vladimir Slobodeniuk hat zahlreiche, kurzweilige Pausenauftritte mit überraschenden Gags, und seine Nummer auf dem Schlappseil ist wirklich umwerfend komisch, das muss man einfach gesehen haben. Noch vor der Pause zeigen die Casellis ihre Pferdefreiheit mit sechs edlen Araberhengsten, denen am Ende ein winziges Shetlandpony die Show stiehlt.
Seit 1971 auf Tournee
Circus Roland-Busch ist eines der großen deutschen Traditionsunternehmen. Als Zusammenschluss der bekannten Circusdynastien Busch/Berlin und Roland/Bremen, reist er seit 1971 durch Europa. Der heutige Direktor, Oliver Geier-Busch, musste 1994 den Circus nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernehmen. Er führt ihn in seinem Sinne weiter, denn Heinz Geier-Busch war ein Verfechter des traditionellen Circus mit Artisten und Tieren.
Und mit Tieren ging es im zweiten Teil aufregend weiter. Die sechs Bengaltiger des norwegischen Dompteurs Carl Mundeling hatten sicher noch die Strapazen der Reise in den Knochen, denn die Lust, Kommandos auszuführen, war nicht sehr groß. Aber der Dompteur führte mit einer souveränen Leistung die Tierdressur zu Ende. Weitere Höchstleistungen boten die Artisten mit Leitern und Stirnbalancen, mit Stangenwurf und anmutiger Tempojonglage der jungen Tschechin Sandra, alles Spitzennummern ihren Genres.
Tiere vorbildlich untergebracht
Hervorzuheben in diesem blitzsauberen Unternehmen ist noch die vorbildliche Unterbringung der Tiere. Der Circus Busch-Roland ist ein Circus, wie er sein sollte - mit Menschen, Tieren und jeder Menge Attraktionen. Man fühlt sich zweieinhalb Stunden lang bestens unterhalten, ein echtes Erlebnis.
Von WOLFGANG GÜNTHER
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